Prostatakrebs Diagnose

Mit KI Anzahl unnötiger Biopsien reduzieren

Von Nadine Effert · 2024

Prostatakrebs – ja oder nein? Diese Frage eindeutig beantworten kann nur eine Gewebeentnahme aus der Vorsteherdrüse. Deutsche Forschende wollen in Zukunft mithilfe von Künstlicher Intelligenz das Risiko präziser vorhersagen, um Betroffenen die weiterführende Diagnostik im Idealfall zu ersparen.

Ein Arzt mit weißem Kittel bzw. Patientenakte und ein Patient diskutieren.
Foto: iStock / pcess609

Obwohl nur walnussklein, kann sie großen Ärger machen: Die Rede ist von der Prostata, mit der vor allem ältere Männer unerfreuliche Bekanntschaft machen – sei es aufgrund einer gutartigen Vergrößerung oder in Form einer Krebsdiagnose. In Deutschland erkranken etwa 65.000 Männer jährlich neu an Prostatakrebs, der häufigsten Krebsart beim männlichen Geschlecht.

Biopsie: Risiken

Ist der PSA-Wert erhöht, besteht der Verdacht auf eine Tumorerkrankung der Prostata. Was dann folgt, sind eine multiparametrische MRT-Aufnahme und gegebenenfalls eine Biopsie. „Die Biopsie ist jedoch invasiv und kann in seltenen Fällen zu Infekten oder Blutungen führen, die teilweise sogar eine Krankenhausaufnahme erfordern“, sagt Prof. Dr. med. David Bonekamp, Radiologe am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Mit Unterstützung von Forschenden der Urologischen Universitätsklinik Heidelberg entwickelte das DKFZ einen durch Deep Learning basierten KI-Algorithmus zur Auswertung von Bilddateien. Grundlage der Untersuchung: Daten von 1.627 Männern, die zwischen 2014 und 2021 in Heidelberg eine multiparametrische MRT-Bildgebung der Prostata erhalten und sich anschließend einer Biopsie unterzogen hatten.

Prostatakrebs Diagnose: Präzisere Risikostratifizierung

Bislang werden MRT-Bilder nach einer standardisierten Methode, dem sogenannten PI-RADS (Prostate Imaging Reporting and Data System), ausgewertet, um die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms zu bestimmen. Wurde der PI-RADS-Wert im Risikokalkulator durch das KI-Verfahren ersetzt, so änderte sich die diagnostische Aussagekraft kaum. Als komplementäres diagnostisches Verfahren eingesetzt, führte die Vorhersagegenauigkeit des Risikokalkulators allerdings zu einer präziseren Risikobewertung: 49 Prozent der Männer, die sich ursprünglich einer Biopsie unterziehen mussten, hätte der Eingriff erspart werden können. „Das heißt, die Kombination von Deep Learning und radiologischer Befundung hätte theoretisch fast die Hälfte dieser Biopsien vermeiden können, ohne eine relevante Zahl an Tumoren zu übersehen“, sagt Adrian Schrader vom DKFZ. Nun müsste in prospektiven Studien der Nutzen des Verfahrens bestätigt und geklärt werden, dass es keine Nachteile für die Patienten hat.

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