Krebs erkennen mit RNA-Schnipseln

Micro-RNA als Risikomerkmal

Von Nadine Effert · 2023

Lungenkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten in Deutschland. Wird er zu spät entdeckt, verläuft er meist tödlich. Die Sterberate senken könnte ein regelmäßiges Screening bei Risikopersonen. Sie könnten in Zukunft leichter identifizierbar sein – mithilfe bestimmter RNA-Schnipsel im Blut.

Ärztin analysiert und klärt Bilder der Lungenröntgen einer Patientin.
Foto: iStock/dragana991

Husten, Gewichtsverlust, Luftnot oder Schmerzen in der Brust oder den Knochen: Das sind mögliche Anzeichen für Lungenkrebs – allerdings erst in einem fortgeschrittenen Stadium. Die Krankheit, die am häufigsten in Form eines nicht kleinzelligen Karzinoms auftritt, wird deshalb oft erst sehr spät entdeckt. Dann, wenn die Prognose tendenziell schlecht ist. Über 57.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an einem Lungenkarzinom, mehr als 40.000 Betroffene sterben daran. Risikofaktor Nummer eins: Rauchen. Wobei Lungenkrebs jeden treffen kann, denn rund 20 Prozent der Betroffenen sind Nichtrauchende

Screening in Aussicht: Krebs erkennen mit RNA-Schnipseln

Eine entscheidende Verbesserung für die Prognose wäre, wenn Lungenkrebs durch eine Vorsorgeuntersuchung im Frühstadium entdeckt wird. Da die Computertomografie (CT) des Brustkorbs mit einer Strahlenbelastung verbunden ist, ist dieses Verfahren aktuell nicht als systematische Vorsorgeuntersuchung zugelassen. Allerdings gibt es wissenschaftliche Hinweise darauf, dass bei Risikogruppen die Lungenkrebs-bedingten Sterbefälle durch eine regelmäßige niedrig dosierte CT reduziert werden können. Eine US-Studie aus dem Jahr 2011 zeigte erstmals, dass bei einer jährlichen Low-Dose-CT die Sterbefälle in bestimmten Risikogruppen, zum Beispiel langjährige Raucher, um 20 Prozent zurückgingen. Auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat in seinem Abschlussbericht ein positives Signal für die Einführung eines bundesweiten Lungenkrebs-Screenings gesetzt. „Diese Bewertung bringt uns sehr voran, denn nun kann das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz tätig werden und eine entsprechende Rechtsverordnung erlassen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Gerald Antoch, stellvertretender Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft, in einer Pressemitteilung. Die ministerielle Verordnung sei eine Voraussetzung dafür, dass der Gemeinsame Bundesausschuss die Krebsfrüherkennung mit Niedrigdosis-CT als gesetzliche Leistung für Risikopatientinnen und -patienten einstufen kann. „Ich gehe davon aus, dass die Krebsfrüherkennung Anfang 2024 starten kann.“

Neue Risikomerkmale

Doch wie hoch ist das individuelle Lungenkrebsrisiko? Um diese Frage präzise beantworten zu können, braucht es aussagekräftige Risikoprädikatoren. Auf ein Kriterium ist nun ein Wissenschaftlerteam des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) im Rahmen einer Studie gestoßen, die im November 2022 im Fachmagazin „Cancer Communications“ erschienen ist: sogenannte Mikro-RNAs (miRNAs), die auch Krebszellen steuern und im Blut nachweisbar sind. Nach der Analyse potenzieller miRNA-Marker anhand molekularbiologischer Untersuchungen konnten am Ende drei miRNAs mit besonders hoher Vorhersagekraft für Lungenkrebs identifiziert werden. „Diese miRNA-Signatur kann in Kombination mit anderen Risikomarkern, wie beispielsweise der Raucherhistorie, die Vorhersagekraft für Lungenkrebs deutlich steigern“, so Hermann Brenner, Epidemiologe am DKFZ und am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg. In Folgestudien soll nun der Ansatz – in Kombination mit einem Entzündungsmarkerprofil – weiter verfeinert und validiert werden. „Wir sind zuversichtlich, dass wir so ein gutes neues Verfahren zur Entwicklung effektiver Strategien für die Früherkennung von Lungenkrebs entwickeln können, denn die bisherigen Daten sind sehr ermutigend.“

Prävention – Rauchstopp

Nach einem Rauchstopp sinkt das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, innerhalb von 15 Jahren fast wieder auf das Risiko von Nichtrauchenden ab. Hier gibt es Unterstützung beim Rauchstopp:
„Telefonberatung zur Rauchentwöhnung“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Telefon: 0800 / 8 31 31 31 
(Mo. bis Do. 10–22 Uhr, Fr. bis So. 10–18 Uhr, kostenfrei aus dem deutschen Festnetz)

Array
(
    [micrositeID] => 46
    [micro_portalID] => 26
    [micro_name] => Leben mit Krebs
    [micro_image] => 4605
    [micro_user] => 1
    [micro_created] => 1486386337
    [micro_last_edit_user] => 1
    [micro_last_edit_date] => 1567520862
    [micro_cID] => 1538
    [micro_status] => 1
    [micro_cache] => 0
    [deleted] => 0
)