Lungenkrebs und COPD

„Nikotinverzicht ist die beste Prävention“

Von Tobias Lemser · 2020

Porträt: Prof. Dr. med. Felix Herth
Prof. Dr. med. Felix Herth

Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 57.000 Menschen an Lungenkrebs. Gefährdet sind insbesondere COPD-Patienten. Univ.-Prof. Dr. med. Felix Herth, Chefarzt der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg, erklärt, wie beide Erkrankungen zusammenhängen und woran man COPD schon frühzeitig erkennen kann.

Prof. Herth, können Sie die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, kurz COPD, charakterisieren?

Bei der COPD handelt es sich um eine chronisch fortschreitende Lungenerkrankung, deren Merkmale entzündete und chronisch verengte Atemwege sind. Einmal entstandene Veränderungen in der Lunge können nicht wieder rückgängig gemacht werden. In der Regel schreiten sie sogar noch weiter voran. 

Ist das klassische Rauchen der größte Risikofaktor?

Mit Abstand! Aber auch E-Zigaretten-Rauchen sowie das Shisha-Rauchen machen eine deutliche Gefahr aus. Vor allem die Abbrandprodukte, die eingeatmet werden, führen zu chronischem Entzündungsreiz. Nicht zu unterschätzen ist zudem das Passivrauchen. Hinter einer COPD kann aber auch eine genetische Erkrankung stecken.

Welche frühen Anzeichen können für eine COPD sprechen?

Die wichtigsten Hinweise sind Atemnot, über mehrere Wochen anhaltender Husten oder Auswurf – alles Symptome, die jedoch auch unabhängig bei einem Infekt auftreten. Gerade Atemnot macht sich zu Beginn der Erkrankung zumeist nur bei körperlicher Belastung bemerkbar. 

Warum wird die Erkrankung häufig nicht frühzeitig erkannt?

Eigentlich ist die Früherkennung mittels eines Lungenfunktionstests als Teil eines jeden Check-ups ganz einfach. Jedoch wird dieser nur selten angewandt, obwohl damit bereits frühe Veränderungen erkennbar wären. Deshalb empfehle ich ehemaligen oder aktiven Rauchern, die über 40 sind, beim Hausarzt solch einen Test machen zu lassen. 

Wie sieht die leitliniengerechte Therapie bei COPD aus?

Es gibt die medikamentöse und die nicht-medikamentöse Therapie, wozu in erster Linie die körperliche Betätigung zu zählen ist. Inzwischen existieren bundesweit Lungensportgruppen, die jeder Patient auch in seiner Nähe ausfindig machen kann. Ebenso wichtig ist es nicht nur Impfungen gegen Pneumokokken und Influenza wahrzunehmen, sondern auch alles zu tun, um das Rauchen zu stoppen.

Und die medikamentöse Therapie?

Hierfür werden die Patienten unterteilt: in jene, die nur kaum und jene, die andauernd Infekte und Beschwerden haben. Je nach Beschwerdeklasse, die von A bis D reichen, also von leichten Beschwerden bei Belastung bis hin zu starker Luftnot im Ruhezustand, wird dann therapiert. Ziel der Beatmung und Inhalation ist es, primär die Atemwege zu erweitern und somit die Atmung zu erleichtern. Im Endstadium steht die Langzeit-Sauerstofftherapie im Zentrum. Sämtliche medikamentöse Interventionen sollten jedoch individuell auf den Patienten ausgerichtet sein.

Nicht selten geht eine COPD in Lungenkrebs über. Wie hängen beide Erkrankungen miteinander zusammen?

Zieht man einzig das Rauchen als Auslöser heran, ist das Risiko, an COPD zu erkranken, wesentlich höher als an Lungenkrebs. Statistisch errechnet ist aber auch die COPD ein unabhängiger Risikofaktor für Lungenkrebs. Dies erklärt sich durch die vielen entzündlichen Reaktionen, die ablaufen. Einige dieser Vorgänge fördern das Krebsrisiko. 

Welche Möglichkeiten gibt es, frühestmöglich einzuschreiten?

Das Problem ist: Wenn Lungenkrebssymptome wie blutiger Husten und noch mehr Luftnot auftreten, ist es zumeist zu spät. Deshalb gibt es für Patienten, die über 50 sind und rauchen, einmal jährlich ein ganz spezielles Niedrigdosis-Dünnschicht-CT. So kann man heute schon frühzeitig Krebs erkennen, weit bevor er Symptome macht und damit auch heilen.

Welche Behandlungsoptionen haben Sie dann?

Geht man 20 Jahre zurück, hat sich bis heute extrem viel getan. War ein Patient damals nicht mehr operabel, galt dies prinzipiell als Todesurteil. Wie wissenschaftliche Daten belegen, zeigt zum Beispiel die Immuntherapie eine sehr gute Wirkung – selbst beim kleinzelligen Krebs gibt es dank dieser Therapie inzwischen erfolgversprechende Therapieansätze, welche die Lebensqualität erheblich verbessern.

Selbsthilfegruppen

COPD

COPD Selbsthilfe e. V.
Deutsche Emphysemgruppe e. V.
Deutsche Patientenliga Atemwegserkrankungen e. V.
Deutsche Sauerstoffliga LOT e. V.
AG Lungensport in Deutschland e. V.

Lungenkrebs

Selbsthilfe Lungenkrebs Berlin e. V.
Bundesverband Selbsthilfe Lungenkrebs e. V.
Lungeninformationsdienst
Lungenkrebs-Selbsthilfe in Norddeutschland e. V.

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