Wächterlymphknotenbiopsie

„Von neuen Verfahren profitieren“

Von Nadine Effert · 2021

Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Ob der Tumor regional gestreut hat, verrät der Wächterlymphknoten. Doch wie wird dieser identifiziert? Über die verschiedenen Verfahren spricht Dr. med. Stefan Paepke, Leitender Oberarzt Senologie, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Technische Universität München.

Vom Krebs befallene Lymphknoten in der weiblichen Brust
Auch nahegelegene Lymphknoten können vom Krebs befallen sein. Foto: iStock / M. H. Nizamudeen

Warum rücken beim Mammakarzinom auch die Lymphknoten ins Zentrum des Interesses?

Der Wächterlymphknoten, auch Sentinel Lymph Node genannt, ist der erste Lymphknoten, über den die Drainage eines Tumors in Richtung Achselhöhle erfolgt. Wurden bereits Tumorzellen über die Lymphwege verstreut, können sie mittels Biopsie nachgewiesen werden. Das Resultat ist wichtig, um die Therapie optimal festlegen zu können.

Porträt: Dr. med. Stefan Paepke
Dr. med. Stefan Paepke

Wie lässt sich der Wächterlymphknoten ausfindig machen?

Für die präoperative Identifizierung und Markierung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Standard bislang sind bildgebende Verfahren aus der Nuklearmedizin, die auf Technetium basieren. Die schwach radioaktive Lösung wird injiziert und macht den Abfluss in Richtung Achselhöhle sichtbar. Damit lassen sich rund 94 Prozent aller Wächterlymphknoten detektieren und gezielt entfernen. Nachteil: Technetium muss ex-tra hergestellt werden und es hat eine Halbwertszeit von zwölf bis 16 Stunden. Man muss daher die Zeit zwischen Markierung und OP-Termin im Blick haben, was im Klinikalltag nicht immer einfach ist. 

Ein neueres Verfahren arbeitet mit Eisen, das bekanntlich keine Halbwertszeit hat …

Richtig. Das Verfahren arbeitet mit magnetisierten Eisenpartikeln (Tracer) zum Auffinden des Wächterlymphknotens und mit reiskorngroßen sogenannten Seeds zur Markierung von Tumor und Lymphknoten. Der Tracer muss nicht extra von Nuklearmedizinern hergestellt werden, die Applikation ist also völlig zeitunabhängig. Ich kann die Markierung eine halbe Stunde oder aber bis zu sieben Tage vor der OP machen. Das ist für die Organisation der Abläufe extrem wertvoll. Für die Patienten kann das weniger Stress am OP-Tag bedeuten. Allerdings ist bis zur Entfernung des applizierten Eisens im Brust- oder axillaren Gewebe kein MRT möglich. 

Gibt es einen weiteren Vorteil?

Die magnetischen Seeds bieten großen Komfort für die Patienten, denn sie ersetzen die präoperative Drahtmarkierung, die als sehr unangenehm empfunden wird. So kann man sowohl Tumoren in der Brust als auch in der Achselhöhle nahezu schmerzfrei präoperativ markieren. 

Wie sieht es mit der Detektionsrate aus?

Sie ist auf gleichem Niveau wie beim radioaktiven Verfahren. Bei Patientinnen, die eine neoadjuvante Chemotherapie hatten, erzielt das magnetische Verfahren etwas bessere Ergebnisse. Um in Zukunft auf Basis valider Daten noch besser entscheiden zu können, welche Technik für die Patientin die beste ist, wurde das europäische AXSANA-Register ins Leben gerufen – auch das ist medizinischer Fortschritt.

Brustkrebs in Deutschland

Derzeit erkrankt eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Ungefähr 69.000 Mal im Jahr stellen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland aktuell die Diagnose „Mammakarzinom“, über 17.850 Frauen sterben jährlich daran. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Jüngere Frauen sind nur selten betroffen, erst ab dem 40. und besonders ab dem 50. Lebensjahr erhöht sich das Risiko, um ab circa 70 Jahren wieder abzusinken. Je früher Brustkrebs entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Vorsorge ist wichtig und wird deshalb auch von der Krankenkasse übernommen. In welchen Intervallen und was genau untersucht wird, ist abhängig vom Alter der Frauen.

Quelle: www.krebsgesellschaft.de (Stand: 24.03.2021)

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