Prostatakrebs

Für jedes Stadium die passende Behandlung

Von Tobias Lemser · 2019

Prostatakarzinome sind mit jährlich knapp 60.000 Neuerkrankungen bei Männern die häufigste Krebsform überhaupt. Das Gute: Dank innovativer Techniken kann dieser Krebs der Vorsteherdrüse häufig erfolgreich therapiert werden – vorausgesetzt, der Tumorherd des kastaniengroßen Organs wird bereits in einem frühen Stadium erkannt.

Männer in einer Reihe mit Fokus auf dem zweiten Mann.
Foto: iStock/ALotOfPeople

Sie gehört zu den Krebsvorsorgeprogrammen, die Männer gern mal auf die lange Bank schieben: die Untersuchungen zur Früherkennung von Prostatakrebs. Zu groß die Besorgnis, dass doch etwas sein könnte und Mann nach einer OP seine Potenz verlieren oder auch inkontinent werden könnte. Ganz abgesehen davon erzeugt bei vielen der Gedanke, die Prostata rektal abtasten zu lassen, Unbehagen.

Früherkennung ist beste Prävention

Doch Experten können beruhigen: Nur wenige Sekunden dauere diese unverzichtbare Tastuntersuchung, bei der immerhin bereits 15 Prozent aller Prostata-Tumoren entdeckt werden. Das Tückische: Prostatakrebs bereitet erst im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf Beschwerden. Im Anfangsstadium sind die ersten Anzeichen eher unspezifisch. Treten etwa Schmerzen beim Wasserlassen, Probleme durch abgeschwächten Harnstrahl, schmerzhafter Samenerguss oder Erektionsprobleme auf, sollte ein Urologe aufgesucht werden.

Denn kommt es erst einmal zu typischen Symptomen wie Knochen- oder Hüftschmerzen, ist eine Heilung so gut wie nicht mehr möglich. Grund genug, ab dem 45. Lebensjahr einmal im Jahr das gesetzliche Früherkennungsprogramm wahrzunehmen. Darin zusätzlich enthalten ist eine Untersuchung der Geschlechtsorgane sowie der Lymphknoten im Leistenbereich.

Prostatakrebs: Studie bestätigt neuen Risikofaktor

Wie Prostatakrebs genau entsteht, ist noch weitestgehend unbekannt. Allerdings weiß man, dass bestimmte Faktoren, wie Alter, familiäre Veranlagung und Umwelteinflüsse, das Risiko für eine Erkrankung erhöhen. Ganz neue Erkenntnisse zur Ursache haben jüngst Forscher der Feinberg School of Medicine in Chicago gewonnen. In einer Studie unter mehr als 1.000 Probanden fanden sie heraus, dass Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, ein vier- bis fünffach höheres Risiko haben, an diesem Krebs der Vorsteherdrüse zu erkranken. Die Forscher vermuten, dass eine systemische Entzündungsreaktion infolge der Darmerkrankung sich negativ auf die Prostata auswirkt.

Radiochirurgische Therapie

Wird bei einer Untersuchung eine verdächtige Befundkonstellation festgestellt, gibt eine Magnetresonanztomografie genauen Aufschluss über die Erkrankung. In der Regel wird dann per Biopsie mithilfe von Ultraschall gezielt Gewebe entnommen. Für ein komplettes Bild der Prostata werden zusätzlich an weiteren zufällig ausgewählten Punkten Biopsien durchgeführt.

Eine Methode, den Tumor zielgenau zu bekämpfen, ist die Cyberknife-Therapie. Dieses radiochirurgische, roboterassistierte Verfahren ist darauf ausgelegt, mithilfe von Photonenstrahlen die DNA von Zellen zu beschädigen, sodass sie sich nicht mehr teilen können – ohne das umliegende Gewebe, wie Blase, Rektum und Nerven, zu beeinträchtigen. Gutartige Tumoren vernarben in der Folgezeit, bösartige zerfallen. Dieses Prinzip funktioniert jedoch nur bei relativ kleinem Tumor-Volumen. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der sogenannte Gleason-Score, der nicht höher als sechs oder sieben sein darf. Er zeigt auf, wie aggressiv die Tumorzellen sind. Zudem müssen für die sichere und präzise Therapie vor der eigentlichen Behandlung kleine Goldmarker an der Prostata positioniert werden, damit die abgegebene Strahlung nur die Prostata erreicht.

Punktgenauer Ultraschall

Eine weitere vielversprechende Behandlungsoption im Kampf gegen Prostatakrebs ist die HIFU-Therapie. Sie steht für High Intensity Focused Ultrasound. Bei dieser sehr schonenden und schmerzarmen Methode erzeugt ein energiereicher gebündelter Ultraschall punktgenaue Hitze-Areale in einem zuvor definierten und determinierten Gewebebereich. Da die Ultraschallsonde transrektal eingeführt wird und den Tumorherd unter genauer Bildgebung vernichtet, kann nicht nur die komplette Prostata erhalten bleiben, sondern auch deren Funktionalität. Bedingung für diese Technik ist ein Prostatakarzinom im frühen Stadium. Außerdem darf lediglich ein einzelner kleiner – wenig aggressiver – Herd vorliegen.

Per Roboter an den Krebsherd

Je nach Krebsstadium kann es erforderlich sein, die komplette Prostata zu entfernen. Dafür haben sich in der Urologie minimal-invasive Operationstechniken zunehmend durchgesetzt. Bei der sogenannten radikalen Prostatektomie werden Prostata und Samenblasen entfernt.

Eine seit Jahren rasant auf dem Vormarsch befindliche Operationstechnik ist die DaVinci-Methode. Um diese Technik, die über Roboterarme ausgeführt wird, anwenden zu können, darf der Tumorherd jedoch nicht größer als ein Zentimeter sein. Außerdem sollte der PSA-Wert – das prostataspezifische Antigen – die Marke zehn nicht überschreiten.

Besonders positiv schneidet diese Operationsmethode ab, da sie einen deutlich geringeren Blutverlust und somit weniger Wundschmerzen als die offene Operationsmethode verursacht. Auch bietet die DaVinci-Methode bessere Kontinenz- und Potenzresultate. Damit dies gelingt, spielt ebenso die Erfahrung des Operateurs eine große Rolle.

Fakt ist: Dank innovativer Techniken stehen mittlerweile mehrere erfolgversprechende Therapiemethoden im Kampf gegen Prostatakrebs zur Verfügung. Wichtig ist und bleibt, dass Männer die Früherkennung ernst nehmen, um Tumoren bereits im Keim ersticken zu können.

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