Krebs Prävention

„Impfungen verhindern schwere Infektionen“

Von Tobias Lemser · 2024

Bei einer Krebserkrankung funktioniert das Immunsystem nur eingeschränkt – entweder durch die Tumorerkrankung selbst oder die Therapie. Warum und welche Schutzimpfungen deshalb präventiv wichtig sind, erläutert Prof. Dr. med. Christina Rieger, Fachärztin für Hämatologie und internistische Onkologie.

Welcher Gefahr setzen sich Menschen mit einer Tumorerkrankung aus, wenn sie ungeimpft sind?

Patientinnen und Patienten mit einer Krebserkrankung, aber auch jene mit einer Immunsuppression sind viel anfälliger für impfpräventable bakterielle und virale Erkrankungen. Sie sind zudem überproportional gefährdet, schwere Verläufe solcher Erkrankungen zu erleiden – eine vermeidbare Komplikation, die den Umgang mit der Krebserkrankung zusätzlich erschwert. Das Problem bei ungeimpften Patienten: Kommt es in der Tumortherapie zu Infektionskomplikationen, muss die Krebsbehandlung eventuell verschoben werden. Deshalb ist jede Strategie zur Verhinderung dieser Infektionskomplikationen wünschenswert, und die frühestmögliche zum Schutz vor diesen Infektionen ist das Impfen. Zwar lässt sich so nicht in jedem Fall eine Infektion abwenden, jedoch können schwere Verläufe zuverlässig verhindert werden.

Zu welchen Schutzimpfungen raten Sie Krebserkrankten?

Zu allen, die auch gemäß STIKO empfohlen werden. Hierzu zählen die jährliche Influenza-, die SARS-CoV2-Impfung, die Impfung gegen Pneumokokken, sowie für Betroffene ab dem 50. Lebensjahr die Impfung gegen Gürtelrose. Letztere Impfung betrifft vor allem diejenigen, die als Kind nicht gegen Varizellen, also Windpocken, geimpft wurden und eine Windpockeninfektion hatten.

Gilt Ihre Impfempfehlung für sämtliche Krebstherapien?

Grundsätzlich gilt die oben genannte Empfehlung zur Durchführung von Impfungen für alle Tumorpatienten. Allerdings muss man bei bestimmten Blutkrebserkrankungen von einem schlechteren Ansprechen auf Impfungen ausgehen. Insofern ist die zugrunde liegende Tumorerkrankung hinsichtlich der erwartbaren Impfantwort relevant.

Wann ist bei Bekanntwerden von Krebs der richtige Impfzeitpunkt?

So früh wie möglich. Etwa während der Diagnostik; wenn man nach einer Gewebeprobe auf den abschließenden Befund wartet. Oder wenn die Diagnose bereits gesichert ist, man aber den Therapiestart um ein paar Wochen verschieben kann. Allerdings ist das bei einigen Krebserkrankungen schwierig. Dann gilt es, ein Zeitfenster im späteren Behandlungsverlauf zu nutzen, um die Impfungen nachzuholen. Während der Therapie zu impfen, kann jedoch bedeuten, dass die Immunantwort deutlich schwächer ausfällt.

Gibt es auch Impfungen, von denen Sie abraten?

Von allen Impfungen mit Lebend­impfstoffen – also vor allem Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen. Dies sind klassische „Lebendimpfungen“, die während der Phase der Immunsuppression kontraindiziert sind. 

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